Janina, würdest du uns einen Einblick in deine Arbeit geben?
Wenn ein Patient schwersterkrankt kommt und wir pflegen ihn gesund – das ist super. Dafür lohnt sich der Job. Auf diesem Weg gibt es für alle Aufs und Abs – für die Patienten selbst, uns Pflegekräfte und die Ärzte.
Wir haben hier eine lockere, gute Stimmung und machen auch mit den Patienten oft Spaß, das tut ihnen gut. Ein muslimischer Patient hatte mal einen Koran dabei. Es war ihm wichtig, uns zu zeigen, dass laut Koran alle Menschen gleichgestellt sind. Ein schöner Moment war das.
Manchmal führen sich Patienten auch auf. Es steckt fast immer Angst dahinter. Ich setze mich dann einen Moment zu ihnen, das hilft meistens. Wenn jemand sehr unruhig ist oder stark schwitzt, kann es sein, dass er auf Entzug von Alkohol oder Nikotin ist. Das zu erkennen – da hilft mir meine Erfahrung.
Wie nimmst du die Zusammenarbeit mit den Ärzten wahr?
Die Hierarchien spielen hier nicht so eine Rolle, viele Ärzte stellen sich auch mit du vor. Die Stimmung ist harmonisch – das ist wichtig, denn vieles geht nur gemeinsam. Bei einer Reanimation zum Beispiel braucht man drei Leute – Herzdruckmassage, beatmen, Medikamente aufziehen … Übrigens machen wir danach jedes Mal eine Evaluation: Was war gut? Hätten wir etwas besser machen können? So lernen wir ständig dazu.
Als du neu im Beruf warst, hat dich etwas überrascht?
Allerdings. Ich hätte nicht gedacht, dass die Pflege so ein unabhängiger Beruf ist, in dem man so viele Entscheidungen treffen muss. Man muss auf Zack sein, um das Beste für den Patienten zu erreichen. Wenn ich die Laborwerte eines Patienten anschaue und seine Entzündungswerte sind etwas erhöht, kann ich sofort eine basale Stimulation machen oder eine Lungenentzündungsprophylaxe anfordern. Je schneller man handelt, desto besser. Da bin ich voll in der Verantwortung.
Die Leute denken immer, dass die Pflegekräfte das Hilfspersonal der Ärzte sind, aber das ist Quatsch.